Sonntag, November 20, 2005

"Unsere Forderung ist nicht populistisch"

Über Hagens "Die Nacht hat Augen" Blog bin ich auf ein Interview aus der Telepolis gestoßen das Hagen hier schon selber kommentiert hat.

Ich habe mir auch ein paar Gedanken darüber gemacht:
Nun es ist ja nicht so das wir hier ganz andere Probleme haben als brutale Filme und Spiele. Aber die Forderung nach einem Verbot von den bösen Spielen die Menschen zu gefühlosen Killern macht die mit Waffen umgehen können kommt dank der Moral/Populistischen Schiene auf der sie fährt immer gut. "Was machen wir nur, die Arbeitslosigkeit unserer schönen Weimarer Republik ist so hoch?" "Naja zünden wir halt Synagogen an.." Irgewoher erkennt da der nicht tumbe Geist geiwsse Paralelen, aber ein Schelm ist wer hier böses denkt!
Aber genug von der grundsätzlichen Lächerlichkeit dieses Punktes, kommen wir zu dem Interview selbst:

Der erste Punkt der mir ins Auge sticht ist der folgende:
Ebenso wurde das in einem Gesetzentwurf im Jahr 2002 geschildert. Sie greifen diese Initiative also erneut auf?
Maria Eichborn: Das ist richtig, ja.

zu deutsch auch 2002 wurde das Thema geschunden, aber keiner war wirklich daran interessiert etwas wirklich durchzusetzen. Wäre ja auch ne dumme Idee, was wollte man dann im darauffolgenden Entwurf reinschreiben? Verbot von Spielen bei denen eine Mannschaft verlieren und damit wütend werden könnte? Nicht das da einer noch austickt und einem anderen Spieler eine zimmert. Das wäre ja nun wirklich furchtbar!

Auf die Frage das der Spiegel solche Spiele hier sehr passend als moderne Version von Räuber und Gendarm bezeichnet (was sich auch mit den Ansichten vieler normaler Mitmenschen deckt) und ob ein Verbot nicht über das Ziel hinausschießen würde wird von der CSU Frau brav mit einem Schwung Geschwafel gekontert:
Ich darf darauf verweisen, dass es zu der Gefährdung durch solche Spiele mehrere gerichtliche Entscheidungen gibt, nach denen bei Vorliegen einer Ordnungswidrigkeit gegen die Spiele vorgegangen werden kann. Diese Rechtsauffassung ist jedoch nicht unumstritten. Deswegen wird aus Justizkreisen auf eine Ergänzung des Ordnungswidrigkeitsrechts um einen Artikel 118a über "menschenverachtende Spiele" gedrängt, um für Rechtssicherheit zu sorgen. Wir wollen eine solche gerichtliche Nachbesserung erreichen, weil wir diese Spiele für jugendgefährdend halten.
Sehen wir uns diesen Textblock mal genauer an:
1. auf die gestellte Frage enthält er keine Antwort!
2. die gerichtlichen Entscheidungen haben kaum etwas zu dem Thema zu sagen das sie auf wackligen Füßen stehen, das da für Nachbesserung gesorgt werden soll war ja klar, darum dreht sich dieses Interview! Ergebnis aus 1 und 2 keine konkrete Antwort zur gestellten Frage oder dem Thema: ..setzen sechs Frau Eichborn!

Eine schöne Frage folgt auf die Aussage das natürlich auch auf Gewalt verherrlichende Kinder- und Jugendpublikationen angewandt werden sollen:
Ist unter einer großen Koalition also auch mit dem Verbot des Kinderbuches "Der Struwwelpeter" wegen gewaltverherrlichender Darstellungen zu rechnen?
Geniale Frage die mit einem lapidaren "Mit Sicherheit nicht." beantwortet wird. Logik, Konsequenz und ein überdenken von Vorschlägen, Gesetzesentwürfen etc. scheint nicht zu den unbedingten Voraussetzungen für eine politische Karriere zu gehören!

Danach versucht die gute Frau zu darauf hinzuweisen das die Aussage das "Killerspiele" nicht so schlimm seien wenn die Eltern das Kind entsprechend dabei begleiten würden nicht bestätigt hätten. ..überlegen wir uns diesen Punkt mal genauer:
Kinder schießen um sich, weil sie in der Schule dank ihrer Mitschüler jeden Tag durch die Hölle gehen müssen oder weil das Elternhaus derart streng an die Erziehung herangegangen sind das schließlichder Sohnemann das Problem der täglichen Hölle mit Papas Pistole löst.
Das die Eltern sich offensichtlich NICHT richtig um ihr Gör gekümmert haben, ist klar. Aaaaber die Union macht ja familienfreundliche Politik, jeder Arsch, und sei er der Archetyp des lebensunfähigen Versagers darf sich beliebig fortpflanzen!
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf betrachten wir dann das auf die Frage ob die Pariser Krawalle auch auf Killerspiele zurückzuführen seien, plötzlich von sozialen Ursachen gesprochen wird die eine ganz andere Qualität haben als das worüber jetzt gesprochen würde.
Ergo fragt die Telepolis "Worüber sprechen wir denn?"
Antwort: "Darüber, dass solche Spiele auf Einzelpersonen einen negativen und Gewalt fördernden Einfluss haben."
Betrachten wir eine Frage vor dem Ende des Interviews den Zwischenstand:
Nach einigen Fragen und Antworten sind wir genau soweit gekommen das die Aussage "Darüber, dass solche Spiele auf Einzelpersonen einen negativen und Gewalt fördernden Einfluss haben." nach wie vor hintergrund- und inhaltslos im Raum steht. Keine Beweise in Form von wissenschaftlichen Studien, konkreten Fallbeispielen oder sonstigen, nachvollziehbaren Argumentationsketten!
..ich glaube das muß ich nicht weiter kommtieren! Kommen wir also lieber zur letzten Frage:
Sie haben die sozialen Hintergründe von Gewalt angeführt. Verdeckt die Debatte um die Schuld so genannter Killerspiele aber nicht gerade eine notwendige weiter führende Diskussion über gesellschaftliche Hintergründe von Gewalt hierzulande, Armut und soziale Ausgrenzung etwa?
Ich übersetze das mal so: Sollte man sich nicht drum kümmern das die wirklichen Ursachen verschwinden, bzw gar nicht erst auftreten?
Maria Eichborn: Diese Punkte haben wir in unserem Koalitionsvertrag ja auch drin.
..achso! Na dann sind ja alle glücklich und das Verbot von Killerspielen überflüssig. Es gibt ja nur dank dem Koalitionsvertrag nur noch glückliche Menschen!
(Manchmal, aber inzwischen nur noch in schwachen Momenten, frage ich mich ob die Leute (sofern solche Politiker überhaupt "Leute" sind) da überhaupt wissen was sie für einen Quatsch von sich geben!)