Donnerstag, September 15, 2005

auf Schusters Rappen


Wer es nicht im Kopf hat, hats in den Beinen. Als wir gestern, nach fröhlich durchzechter Nacht, gegen 3 Uhr beschlossen nach Hause zu fahren, schaffte es doch die Thekenschnalle tatsächlich aus dem Satz "Ein Taxi bitte, es geht erst nach Rodgau, dann nach Obertshausen" herauszuhören das sie zwei bestellen soll. Auf Protest unsererseits hin meinte sie das das doch klar wäre weil das ja zwei unterschiedliche Strecken wären. Damit war das Thema für sie vom Tisch. Dumm nur das wir gradmal überhaupt keinen Bock hatten uns mit dem Scheiß herumzuschlagen und spontan beschlossen einfach zu gehen. Blöd gelaufen für die Taxifahrer,aber das was solls.
Der Plan lautete dann einfach zum Bahnhof zu laufen und dort ein anderes Taxi hinzubestellen. Aber auf dem Weg dorthin wuchs der Gedanke das man ja eigentlich auch heimlaufen könne, sooo weit ist es ja gar nicht. (..dachten wir) So als Ex-Panzergreni und auch passender Weise mit den guten Bundistiefeln an den Füßen ist das doch ein echter Klacks für den echten Kerl! *grunzgrunz*
Gesagt Getan! Horrido und Hallali los gehts. Die Strecke rüber nach Obertshausen war auch noch nicht so dramatisch und man nüchterte, dank dem strammen Tempo, auch so langsam aus. Hinter dem Kreisel trennten sich dann die Wege, mein Weggefährte zog weiter gen Westen und ich bog Richung Süden ab.
Und plötzlich war man alleine, mitten im stockdunkeln Wald, immernoch etwas angesoffen, da es auf 4 Uhr morgens zuging langsam aber sicher übermüdet und dank der Tiere die um einen herum Geräusche machen voll auf dem Paranoiatrip! Also den Schritt noch etwas strammer auf den fernen Standrand zu. Währenddessen fiel mir nebenbei noch auf das man in den Bunditagen auch Bundikleidung trug, welche die Außentemperatur gut ab- und einen schön Warm hielt. Mein, langsam durchgeschwitztes, dünnes T-Shirt dagegen war ein erbärmlicher Ersatz!
Irgendwann war dann auch der Stadtrand erreicht und die Paranoia lies klang im Licht der Straßenlaternen zügig wieder ab. Als Ersatz kam dafür langsam die Erkenntnis das es einen kompletten Stadtteil zu durchqueren galt und dank, einem vorhergehenden Magenausräumen, dem strammen Marschtempo und dem langsam aufkommen Kater, ich zusehens dehydrierte. Mund trocken, Zunge fühlt sich wie ein Fremdkörper an und auf der alte Kollega Magen beschwert sich über die Anstrenung in dem er fröhlich Gas den Schlund hochschickt. Das heißt: Nicht nur das der Durst zusehends Amok läuft, nach jedem Bäuerchen hatte ich den Geschmack von diesem unendlich, wiederlichen Jägermeister-Redbull Gesöff das cih den ganzen Abend gebechert hatte, verstetzt mit einem Hauch Magensäure, in Nase und Mund. *börgl*
Dummerweise kam jetzt allerdings der Ehrgeitz auch noch an die Oberfläche. Auf den Nachtbus der hinter mir hielt wurde ge******en, ich hatte eh mein Semesterticket daheim vergessen und wollte kein Geld für eine Fahrkarte ausgeben, und ich rappelte mich wieder auf um die letzten paar Kilometer würdig durchzuziehen. Inzwischen hatte ich, dank einer noch nicht in den Supermarkt geräumten Früchtelieferung, ein paar Weintrauben organisiert welche den Durst etwas abklingen ließen. Auf den letzten Metern hielt mich eigentlich nur noch der Gedanke auf den Beinen das neben meinem Bett eine riesige Flasche Apfelschorle steht und obwohl sich meine Oberschenkel in steife Klötze verwandelt hatten und ich meine Kniekehlen bei jedem neuen Schritt schmerzhaft genau spürte, brauchte ich meinen Ehrgeitz gar nicht mehr: Jedes Auto in dieser Nacht schien mir entgegenzukommen, d.h. Anhalter war also sowieso nicht. Gott haßt mich!

Aber ich habe es geschafft! Gut besoffen, mitten in der Nacht irgendwas um die 10 Km in etwa 1 1/2 Stunden marschiert. Kuhlerweise habe ich dank den sehr guten und eingelaufenen Bundistiefeln nicht eine Blase an den Füßen! Ich frage mich nur ob ich es, wie in meinen Bundeswehrzeiten, auch schaffen würde 30Km zu laufen. Und da hatten wir zusätzlich 10 Kg Gepäck auf dem Rücken.